Urlaub ist kein Allheilmittel – wie Führungskräfte den Erholungseffekt verlängern 

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Wenn der Urlaub schon wieder weit weg wirkt 

„Und, wie war dein Urlaub?“ – diese Frage hast du bestimmt schon oft gehört oder selbst gestellt. 
Die typische Antwort? Ein leichtes Zögern, ein kurzes Lächeln, vielleicht sogar ein Schulterzucken: 
„Stimmt, da war ja was … aber das ist schon wieder zwei, drei Wochen her. Fühlt sich ewig weit weg an.“ 

Und genau das ist die Realität vieler Führungskräfte. Im Urlaub selbst fühlst du dich leicht, gelassen, voller Energie. Doch zurück im Alltag stapeln sich die Mails, dein Kalender ist randvoll, erste Konflikte warten auf dich – und die gute Erholung verpufft schneller, als dir lieb ist. 

Vielleicht hattest du dir fest vorgenommen: Dieses Mal lasse ich mich nicht sofort wieder stressen. Doch zwei Wochen später sitzt du doch wieder bis abends am Laptop, der Kopf voll, die Energie am Boden. 

Das ist kein Einzelfall – und kein persönliches Versagen. Es ist ein Muster, das wir fast alle kennen. Und: Es ist wissenschaftlich belegt. 

Der 21-Tage-Effekt – was die Forschung sagt

Eine große Meta-Analyse zur Urlaubsforschung bringt es auf den Punkt: Urlaub steigert unser Wohlbefinden, unsere Stimmung und unsere Gesundheit. Wir schlafen besser, wir tanken Energie, wir fühlen uns erholt. 

Doch: Nach bis zu 21 Tagen fällt dieser Effekt wieder auf das Ausgangsniveau zurück. Danach fühlst du dich im Alltag meist genauso wie vor dem Urlaub. 

Die gute Nachricht: Es gibt Faktoren, die diesen Effekt verlängern – und andere, die ihn verkürzen. 

  • Verstärkende Faktoren: körperliche Aktivität, soziale Kontakte, echtes Loslassen von der Arbeit. 
  • Schwächende Faktoren: permanenter Blick aufs Handy, E-Mails zwischendurch beantworten, gedanklich nicht abschalten können. 

Vielleicht kennst du das: Du gehst im Urlaub joggen, verbringst Abende mit Freunden, legst das Handy beiseite – und merkst, wie gut es tut. Oder du „arbeitest nebenher ein bisschen“ und wunderst dich, dass der Kopf trotzdem nicht frei wird. 

Der Kern: Urlaub wirkt – aber nicht automatisch. Entscheidend ist, wie du ihn gestaltest und vor allem, was danach passiert. 

Selbstführung als Schlüssel

Urlaub ist kein Vorratstank, aus dem du monatelang Energie schöpfen kannst. Er schenkt dir nur einen Startpunkt. Danach kommt es auf dich an. 

Und hier kommt Selbstführung ins Spiel. 

  • Urlaub ist passiv: Erholung fällt dir zu. 
  • Selbstführung ist aktiv: Du entscheidest, welche Routinen und Haltungen bleiben. 

Für dich als Führungskraft ist das besonders entscheidend. Denn dein Umgang mit Stress und Erholung wirkt nicht nur auf dich – sondern auf dein gesamtes Team. 

Wenn du immer gehetzt wirkst, übermüdet bist oder kaum Pausen machst, färbt das ab. Umgekehrt: Wenn du bewusst Pausen einbaust, Routinen pflegst und Energie sichtbar machst, setzt du ein Signal. 

Selbstführung heißt also nicht, perfekt zu sein. Aber es heißt, bewusst zu entscheiden: 
Was nehme ich mir aus dem Urlaub mit – und wie halte ich es im Alltag lebendig?

Drei Impulse, um den Erholungseffekt zu verlängern

1. Mikropausen statt Dauerlauf

Urlaub wirkt, weil du Abstand gewinnst. Aber: Erholung ist auch im Alltag möglich – durch Mikropausen. 

Schon fünf bis zehn Minuten reichen, um dein Nervensystem zu beruhigen, Cortisol abzubauen und den Kopf frei zu bekommen. Studien zeigen, dass kurze Unterbrechungen die Konzentration und Stimmung verbessern. 

Beispiele für deinen Alltag: 

  • Nach einem Meeting: Fenster auf, tief durchatmen, zwei Minuten schweigen. 
  • Zwischen zwei Calls: Kurzer Gang durchs Büro oder einmal um den Block. 
  • Mittagspause: Handy weg, Laptop zu, bewusst essen. 

Und ja, ich weiß: Der Impuls, „nur schnell“ Mails zu beantworten, ist stark. Aber genau hier liegt der Hebel. Eine echte Pause von 20 Minuten bringt dir mehr Energie als zwei Stunden Durchpowern. 

Denk an Mikropausen wie an kleine Inseln im Alltag – Mini-Urlaube, die dich immer wieder auftanken. 

 

2. Routinen bewusst fortführen

Der Urlaub ist wie ein Spiegel. Er zeigt dir, was dir guttut – weil du plötzlich Zeit hast. Vielleicht bist du mehr gelaufen, hast gesünder gegessen, wieder gelesen oder abends einfach mal das Handy weggelegt. 

Die Frage ist: Welche dieser Routinen nimmst du bewusst mit? 

  • Statt drei Stunden Netflix: ein Kapitel aus dem Urlaubsbuch vorm Schlafengehen. 
  • Statt Fastfood am Schreibtisch: ein gemeinsames Mittagessen – ohne Bildschirm. 
  • Statt Dauer-Online-Sein: eine feste Handyfreie Zeit am Abend. 

Es geht nicht darum, den Urlaub zu kopieren. Sondern das, was dir gutgetan hat, in machbare Portionen zu übersetzen. 

Beispiel: Im Urlaub bist du morgens am Strand spazieren gegangen. Im Alltag könnte das ein kurzer Weg zur Arbeit zu Fuß sein – oder ein zehnminütiger Spaziergang vor dem ersten Termin. 

Schon kleine Rituale verlängern den Erholungseffekt.

3. Energie im Team sichtbar machen

Als Führungskraft trägst du Verantwortung – nicht nur für dich, sondern auch fürs Team. 

Statt nur zu fragen: „Wie war dein Urlaub?“ – frag doch mal: „Was hat dir Energie gegeben, und wie können wir das im Alltag lebendig halten?“ 

Das verändert den Fokus: Weg von Smalltalk, hin zu echter Reflexion. 

Beispiele für Team-Routinen: 

  • Keine Mails nach 18 Uhr. (Außer in Ausnahmefällen – und bitte als Führungskraft selbst vorleben!) 
  • Meetings kürzer gestalten. 45 statt 60 Minuten – und Zeit für eine kleine Pause zwischendurch. 
  • Gemeinsame Pausen. Einmal pro Woche bewusst zusammen Mittagessen, virtuell oder im Büro. 

Wichtig: Erholung darf kein Tabu sein. Nur wenn es normal ist, Pausen einzufordern, können Teams langfristig gesund arbeiten. 

Energie sichtbar machen bedeutet: Erholung wird Teil eurer Kultur, nicht nur Privatsache. 

Urlaub und psychologische Sicherheit

Hier schließt sich der Kreis zur psychologischen Sicherheit. 

Denn seien wir ehrlich: Wer sich nicht sicher fühlt, schweigt. 

  • Schweigt, wenn er überlastet ist. 
  • Schweigt, wenn er eine Pause bräuchte. 
  • Schweigt, wenn die ständige Erreichbarkeit ihn stresst. 

Ein Team mit psychologischer Sicherheit ist anders: 

  • Da darf jemand sagen: „Ich brauche gerade fünf Minuten, sonst kann ich mich nicht konzentrieren.“ 
  • Da wird nicht belächelt, wenn jemand bewusst Feierabend macht. 
  • Da zählt Qualität über Präsenz. 

Als Führungskraft setzt du den Ton. Indem du offen über Erholung sprichst und selbst vorlebst, dass Pausen erlaubt sind, baust du Vertrauen auf. 

Wenn dich das Thema interessiert: Ich habe im Artikel Psychologische Sicherheit in der Führung ausführlich darüber geschrieben.

Fazit: Urlaub ist ein Startpunkt – nicht die Lösung

Urlaub ist wertvoll. Er schenkt dir Erholung, Distanz und Energie. Aber er ist kein Allheilmittel. 

  • Nach 21 Tagen fällt der Effekt zurück. 
  • Ohne bewusste Selbstführung verpufft er. 
  • Nur wenn du Routinen etablierst, bleibt er lebendig. 

Gute Selbstführung zeigt sich nicht im Urlaub – sondern danach. 

Als Führungskraft hast du hier einen besonderen Hebel – für dich und für dein Team. 

Reflexionsfrage für dich: 

Was hat dir dein letzter Urlaub gezeigt – und wie viel davon lebst du heute noch? 

Du willst tiefer einsteigen, dann hör rein in Folge 114 des „Gesund Erfolgreich“-Podcasts. 

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