Selbstbild vs. Fremdbild: Der Weg zur Führungskraft, die dein Team wirklich braucht

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Stell dir folgendes Szenario vor: Du gehst davon aus, dass du eine inspirierende und motivierende Führungskraft bist. Dein Team, so glaubst du, schätzt dich für deine klaren Entscheidungen und deinen Einsatz. Doch eines Tages erreichst du ein ehrliches Feedback, das dich tief trifft: Deine Mitarbeiter empfinden deine Führung ganz anders, als du es dir vorstellst. Ein Moment, der dich aus der Bahn wirft, vielleicht sogar schockiert. Doch du bist nicht allein – tatsächlich ist dieser Unterschied zwischen Selbst- und Fremdbild ein verbreitetes Phänomen, das viele Führungskräfte erleben.

Laut einer aktuellen Gallup-Studie bewerten 97% der Führungskräfte ihre Führungsqualitäten als gut. Doch hier kommt der überraschende Punkt: Nur 17% der Mitarbeiter teilen diese Ansicht. Das ist eine Diskrepanz, die du als Unternehmer oder Führungskraft nicht ignorieren kannst. Warum also diese massive Differenz zwischen deiner Wahrnehmung und der deines Teams? Und wie kannst du die Lücke schließen, um nicht nur ein Chef zu sein, sondern die Führungskraft, die dein Team auch wirklich braucht?

Das Selbstbild: Eine verzerrte Realität?

Beginnen wir mit deinem Selbstbild. Es ist die Geschichte, die du dir selbst erzählst – und jeder hat sie. Vielleicht sagst du dir, dass du durchsetzungsstark bist, dass du entscheidungsfreudig agierst oder dein Team stets unterstützt. Aber auch die Bereiche, in denen du dich zurückhältst, spielen eine Rolle. Beispielsweise denkst du vielleicht, dass Kommunikation nicht deine Stärke ist oder dass du bei der Empathie anderen den Vortritt lassen solltest.

Diese innere Geschichte wird geprägt von Erfahrungen, Glaubenssätzen und dem, was dir im Laufe der Zeit widergespiegelt wurde. Stell dir das wie einen Jahrmarktspiegel vor: Die Reflexion ist nicht immer realistisch – mal größer, mal kleiner, mal verzerrt. Und diese verzerrte Selbstwahrnehmung kann dich auf zwei Arten beeinflussen: Du überschätzt dich in bestimmten Bereichen oder unterschätzt deine Fähigkeiten in anderen.

Beides führt dazu, dass du hinter deinen Möglichkeiten zurückbleibst und nicht die Führungskraft bist, die dein Team braucht. Überschätzung bedeutet, dass du vielleicht denkst, alles im Griff zu haben und dir keine Unterstützung holst. Oder du bist überzeugt, dass du klar kommunizierst, während dein Team unsicher bleibt, was eigentlich von ihm erwartet wird. Unterschätzung hingegen kann bedeuten, dass du dich bei wichtigen Diskussionen zurückhältst, weil du dich nicht für kompetent genug hältst.

Das Fremdbild: Ein Weckruf mit Potenzial

Hier kommt die Fremdwahrnehmung ins Spiel – das Bild, das dein Team von dir hat. Ein ehrliches Feedback kann schmerzhaft sein, besonders wenn es nicht mit deinem Selbstbild übereinstimmt. Stell dir vor, du hältst dich für eine konstruktive, offene Führungskraft, die dem Team mit Feedback weiterhilft. Doch deine Mitarbeiter empfinden deine Kommentare als zu direkt oder gar verletzend. Oder du denkst, dass du deinem Team genug Freiraum lässt, während sie dich als kontrollierend wahrnehmen und den Raum für eigene Entscheidungen vermissen.

Diese Momente sind wertvoll. Denn sie zeigen dir, dass es Zeit ist, innezuhalten und sich ehrlich zu fragen: „Wie werde ich wirklich wahrgenommen? Was denkt mein Team über meine Führung?“ Nur wenn du dich dieser Herausforderung stellst, kannst du anfangen, die Kluft zwischen deinem Selbst- und Fremdbild zu schließen.

Eine hilfreiche Methode ist, dir regelmäßig Feedback einzuholen. Und das nicht nur oberflächlich, sondern gezielt und offen: „Wie nehmt ihr mein Verhalten wahr? Was würdet ihr euch wünschen?“ Mut, dich diesen Antworten zu stellen, ist der erste Schritt zur Weiterentwicklung.

Blinde Flecken und das Johari-Fenster

Ein Konzept, das hier oft ins Spiel kommt, ist das Johari-Fenster, entwickelt von den Psychologen Joseph Luft und Harrington Ingham. Es hilft dir als Führungskraft zu verstehen, wie du und dein Verhalten sowohl von dir selbst als auch von anderen wahrgenommen werden. Das Modell besteht aus vier Quadranten, die verschiedene Wissensbereiche über dich abbilden:

  1. Der offene Bereich: Informationen über dich, die dir selbst und anderen bekannt sind. Hier liegt deine Komfortzone – das, was du über deine Stärken, Schwächen und Verhaltensweisen weißt und was auch dein Team wahrnimmt. In diesem Bereich bewegst du dich am sichersten und kannst deine Fähigkeiten bewusst einsetzen.
  2. Der blinde Fleck: Informationen, die anderen über dich bekannt sind, dir selbst jedoch verborgen bleiben. Das ist der Bereich, in dem sich oft verborgene Stärken oder unbewusste Schwächen verbergen. Diese blinden Flecken sind die kritischen Punkte, an denen Feedback von außen essenziell ist, um dein Führungsprofil zu schärfen und die Kluft zwischen Selbst- und Fremdbild zu schließen.
  3. Der verborgene Bereich: Das sind Aspekte, die dir bekannt sind, die du aber bewusst vor anderen zurückhältst. Hier kann es sich um Ängste, Unsicherheiten oder persönliche Ziele handeln, die du aus Selbstschutz oder strategischen Gründen nicht preisgibst. Eine gezielte Offenlegung einiger dieser Informationen kann dazu beitragen, Vertrauen im Team zu stärken und ehrliche Kommunikation zu fördern.
  4. Der unbekannte Bereich: Informationen, die sowohl dir als auch anderen unbekannt sind. Dieser Bereich steht für ungenutztes Potenzial, das nur durch neue Erfahrungen, persönliche Entwicklung und tiefere Selbstreflexion entdeckt werden kann. Hier steckt das Potenzial für Wachstum, das durch Mut und Offenheit für neue Herausforderungen entfaltet werden kann.

Blinde Flecken sind besonders wertvoll, weil sie ungenutzte Potenziale oder Risiken darstellen, die du möglicherweise nicht erkennst. Vielleicht glaubt dein Team, dass du in der Kommunikation brillierst, während du immer dachtest, das sei eine Schwäche. Oder sie sehen in dir jemanden, der Entscheidungen trifft und Sicherheit ausstrahlt, obwohl du überzeugt bist, hier unsicher zu wirken. Indem du dich diesen neuen Einsichten öffnest, entdeckst du Stärken, von denen du nicht wusstest, dass sie existieren, und kannst gezielt daran arbeiten, diese besser einzusetzen.

Der Weg zur echten Führungsstärke

Warum ist es so wichtig, die Lücke zwischen Selbst- und Fremdbild zu schließen? Der Grund liegt auf der Hand: Je weniger diese Lücke existiert, desto authentischer und effektiver wirst du als Führungskraft. Je mehr du über deine blinden Flecken weißt, desto besser kannst du sie adressieren und in deine tägliche Führung integrieren. Das führt zu einer authentischeren und konsistenteren Führungspersönlichkeit sowie einer stärkeren Teamdynamik. Deine Mitarbeiter spüren, ob du ehrlich zu dir selbst bist und den Mut hast, dich selbst zu hinterfragen. Sie merken, dass du sie nicht nur führen, sondern auch verstehen und unterstützen willst. Dieses Verhalten schafft Vertrauen und Respekt – die Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit und eine hohe Teamleistung.

Die Arbeit an deinen blinden Flecken ist ein fortlaufender Prozess, der mit kleinen, gezielten Schritten beginnt. Der Weg zur optimalen Führungskraft ist kein einmaliges Ziel, sondern ein kontinuierliches Lernen und Anpassen. Hier sind konkrete Schritte, wie du diesen Prozess starten kannst:

  1. Selbstreflexion: Nimm dir regelmäßig Zeit für dich selbst und frage dich: „Welche Annahmen habe ich über meine Fähigkeiten?“ Mache dir bewusst, was du als Stärken und Schwächen ansiehst. Diese bewusste Reflexion ist der erste Schritt, um realistischere Einschätzungen zu bekommen.

  2. Feedback einholen: Frage aktiv dein Team nach Feedback und schaffe eine Atmosphäre, in der sich deine Mitarbeiter sicher und ermutigt fühlen, ehrlich zu sein. Diese Feedbackschleifen helfen dir, blinde Flecken zu erkennen, die du allein nicht wahrnehmen würdest.

  3. Blinde Flecken untersuchen: Nutze Modelle wie das Johari-Fenster, um dir klarzumachen, welche Talente und Verhaltensweisen dir verborgen bleiben. Das Verständnis für deine blinden Flecken eröffnet dir die Möglichkeit, ungenutzte Potenziale auszuschöpfen und effektiver zu führen.

  4. Anpassungen vornehmen: Wenn du durch Feedback erfährst, dass dein Team bestimmte Stärken in dir sieht, die du bisher nicht erkannt hast, sei bereit, darauf zu reagieren. Probiere neue Verhaltensweisen aus und beobachte, wie sich die Wahrnehmung in deinem Team verändert. Das zeigt Flexibilität und die Bereitschaft zur Weiterentwicklung.

  5. Konstante Verbesserung: Denke daran, dass Wachstum in deiner Rolle als Führungskraft ein fortlaufender Prozess ist. Bleibe offen für neue Perspektiven, lerne ständig dazu und passe deinen Stil an, um deine Führungsstärke weiter zu festigen.

Das Ziel: Die Führungskraft, die dein Team braucht

Indem du diese Schritte gehst, minimierst du die Lücke zwischen dem, wie du dich selbst siehst, und dem, wie dein Team dich wahrnimmt. Das Ergebnis? Du wirst die Führungskraft, die nicht nur Vorgaben macht, sondern Orientierung gibt. Die sich nicht nur durchsetzt, sondern zuhört. Die nicht nur leitet, sondern inspiriert.

Und das Schöne daran: Dein Team merkt den Unterschied. Sie spüren, dass sie in dir jemanden haben, der nicht perfekt sein muss, aber bereit ist, dazuzulernen und sich weiterzuentwickeln. Das ist die Art von Führung, die Menschen hinter sich vereint und antreibt.

Wenn du Fragen zu diesem Thema hast oder wissen möchtest, wie du gezielt an deinem Selbst- und Fremdbild arbeiten kannst, vereinbare gerne ein kostenloses Beratungsgespräch. Ich freue mich darauf, dich auf deinem Weg zur besten Version deiner Führungspersönlichkeit zu begleiten!

Du möchtest tiefer einsteigen? Dann höre dir jetzt meine Podcast-Episode Nr. 102 „Selbstbild vs. Fremdbild: Bist du wirklich die Führungskraft, die dein Team braucht?“ an.

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